Kategorie: Allgemein
Geistliches Wort August 2023
„Christus in der Kelter“
Stau auf der Mosel – der große Schubverband, der vor unserem Ausflugsschiff in die Moselschleuse einfährt, braucht für das Manöver so lange, dass wir erst mit einer Stunde Verspätung ankommen. Eine Stunde weniger, um das für uns noch unbekannte Städtchen Cochem zu erkunden.
Wie gut, dass ich im Internet einen Audioführer entdeckt habe, der uns durch die Altstadt leitet. Ohne diesen Führer wären wir am Mosaik, das die Stadtgeschichte eindrücklich vor Augen führt, achtlos vorbeigelaufen. Wir hätten die Hochwassermarkierungen nicht gesehen und die ältesten Häuser der Stadt in den Seitengassen nicht entdeckt. Auch der traumhafte Blick vom Friedhof hinauf zur Reichsburg wäre uns verborgen geblieben. Ich bin dem Stadtführer auf meinem Mobiltelefon dankbar, dass er uns auf die „Pechnase“ an einem Stadttor aufmerksam macht. Ich lerne, dass ein mittelalterlicher Angreifer, der durch dieses Loch von oben brühend heiß übergossen wurde, „Pech gehabt“ hat.
Ich bin dankbar für Menschen, die mir wie mein Stadtführer den Blick für die Schönheit von Gottes Schöpfung öffnen, sodass ich neu singen kann „Mein Auge schauet, was Gott gebauet“: Das Vogelnest in der Hecke, die Blüte am Rosenbusch, die flügge werdenden Jungfalken am Kirchturm. Dankbar bin ich für Menschen, die mich zu neuem Staunen mitnehmen über das ganz Große und das ganz Kleine, die mir ihr eigenes Staunen beschreiben über den „Geschmack“ von Elementarteilchen zum Beispiel oder über die verblüffenden Einsichten, die man gewinnen kann, wenn man sich mit schwarzen Löchern beschäftigt.
Dankbar bin ich für Menschen, die mir neu vor Augen führen, wie dieses Staunen sich in den Geschichten der Bibel wiederfindet – vom allerersten „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde … und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ bis hin zum Letzten: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“
Dankbar bin ich darum auch meinem Cochemer Audioführer dafür, dass er meine Frau und mich in die St. Martinskirche führt. Staunend stehen wir vor farbigen Glasfenstern aus dem Jahr 2009, mit denen der britische Künstler Graham Jones uns zu einer Wanderung durch die Erzählungen der Bibel mitnimmt von Adam und Eva bis zur ewigen Herrlichkeit. Am meisten aber staune ich, dass in dem Glasfenster mit dem Leiden und Sterben Jesu dieser nicht am Kreuz, sondern in einer Weinkelter dargestellt ist. Wie die Trauben der die Stadt umgebenden Weinberge wird er ausgepresst, zu Tode gepresst. Wie Wein wird das Leben, das aus ihm herausgepresst wird, zu einem Lebenssaft für die, für die er sich so hingibt. Dankbar bin ich für diesen Glaskünstler, der mir mit einem für mich ungewohnten Bild neu vor Augen führt, wie Gott in Jesus auch für mich da ist (https://www.kirche-cochem.de/die-kirchen/st-martin-cochem).
Stau auf der Mosel – der Kapitän unseres Ausflugsschiffes kann es kaum glauben, dass wir auch auf der Rückfahrt eine Stunde vor der Schleuse warten müssen. Ich teile seine Ungeduld nicht, sondern bin schlicht dankbar für diesen Tag. Und ich wünsche auch Ihnen Menschen, die Sie immer wieder einmal mitnehmen zu staunender Dankbarkeit – nicht nur in den Ferien.
Bernd Reitmayer, Superintendent
Geistliches Wort Juli 2023
Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freundinnen und Freunde,
ich bin dafür. Sie auch? Wofür sind Sie? Als ich diese Worte schreibe, geht gerade durch die Medien, dass die AfD in jüngsten Umfragen bei 18% Wählerzustimmung gelandet ist. Das sei nur der Anfang, twitterte die Co-Chefin der Partei. Außerdem gab sie für den Fall einer Regierungsbeteiligung ein Versprechen ab. Ihre Partei werde „die grünen Wahnsinnsgesetze“ wieder zurücknehmen. Offensichtlich reicht es ihr, in einer Zeit, in der aus den Veränderungen des Klimas und den Belastungen der Weltpolitik ganz konkrete Veränderungen und Belastungen für jeden von uns werden, gegen diese Veränderungen zu sein und zu behaupten, Belastungen seien nicht nötig.
Ich bin lieber dafür als dagegen. Auch finde ich es anstrengend, mit Menschen umzugehen, die immer dagegen sind, bei denen ich aber nicht ausmachen kann, wofür sie einstehen.
Ich bin dafür. Ich bin dafür, dass es nicht nur gerecht unter uns zugeht, sondern dass man auf der einen Seite auch erleben darf, mehr zu bekommen, als man verdient hat, und auf der anderen Seite Vergebung zugesagt bekommt, wo Schaden angerichtet wurde.
Ich bin dafür. Ich bin dafür, dass die, die mit guten Ideen ihre Umgebung, ihr Land und vielleicht sogar diese Welt zu einem besseren Ort machen, Wertschätzung erfahren. Ich bin dafür, dass die, die tagein und tagaus ganz schlicht ihre Arbeit tun, anderen hin und wieder so in den Blick kommen, dass sichtbar wird, welchen Beitrag sie dafür leisten, dass das Leben läuft.
Ich bin dafür, dass Kinder die Zuwendung und Ermutigung bekommen, die ihnen hilft, ihre Begabungen zu entdecken und auszubauen und das Durchhaltevermögen zu entwickeln, das für die vor ihnen liegenden Herausforderungen nötig ist.
Ich bin dafür, dass die, die mit sich selbst und den Beschädigungen, die das Leben ihnen zugefügt hat, nicht mehr zurecht kommen, die Unterstützung erfahren, die sie brauchen, um trotz allem fröhliche Menschen sein zu können.
Ich bin dafür, dass jeder die Möglichkeit erhält, die Liebe Gottes zu entdecken und so den Himmel offen zu sehen. Und ich bin dafür, dass die, die die Hände für andere falten und für sie beten, darin nicht nachlassen.
Ich bin dafür. Und ich erwarte nicht, dass jemand anders umsetzt, was mir wichtig ist. An meinem Ort tue ich, was mir möglich ist, und freue mich, wenn andere, sei es an ihren Ort, sei es mit mir gemeinsam sich dafür einsetzen.
Ich bin dafür. Sie auch? Wofür sind Sie? Mögen Sie das entweder neu entdecken, oder sich dessen wieder gewiss werden.
Dazu wünsche Ihnen Gottes Segen.
Bernd Reitmayer, Superintendent
Gemeindebrief Mai – Juli 2023
Geistliches Wort April 2023
Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freundinnen und Freunde,
„Bin gleich wieder da“ stand an der Tür des kleinen Ladens, an dem meine Frau und ich vor kurzem im Urlaub vorbeigekommen sind. Vielleicht haben Sie Ähnliches auch schon gelesen. Wir haben uns die liebevoll zusammengestellten Auslagen in den Schaufenstern angesehen. Und wirklich: Da war er schon. Offensichtlich hatte der Ladenbesitzer in einem der benachbarten Geschäfte selbst etwas kaufen müssen.
„Bin gleich wieder da“ – so habe ich es vor kurzem auf einem Foto auf einem Grabstein gelesen. Das fand ich zuerst merkwürdig. Es hat mich aber nicht losgelassen. Die ungewöhnliche Inschrift regt mich zum Nachdenken an. Es muss wohl der Verstorbene selbst gewesen sein, der wollte, dass Friedhofsbesucher diese Worte auf seinem Grab lesen. Er gibt damit über seinen Tod hinaus etwas von der „Hoffnung einer fröhlichen Auferstehung“ weiter, mit der er selbst wohl erst gelebt hat und dann auch gestorben ist.
In der kommenden Woche werden in vielen Kirchengemeinden wieder die Berichte vom Sterben und Auferstehen von Jesus öffentlich vorgelesen. Einer dieser Berichte beginnt damit, dass Jesus einen, der verstorben ist und schon einige Tage begraben liegt, wieder ins Leben zurückruft. „Lazarus, komm heraus!“ ruft er in das Felsengrab, dessen Eingang er hat öffnen lassen.
Ich habe keine Ahnung, wie es zugegangen sein soll, dass der Verstorbene, von diesem Ruf bewegt, wirklich aufsteht und das Grab verlässt. Ich weiß aber, dass Jesus, nachdem er am Kreuz gestorben und selbst in ein Felsengrab gelegt worden war, nicht in diesem Grab geblieben ist und seinen Freunden versprochen hat, dass auch sie nicht in ihren Gräbern bleiben werden. Auch hier habe ich wieder keine Ahnung, wie das zugehen wird. Ich stelle es mir aber so vor wie ganz am Anfang, als Gott sagte: „Es werde Licht!“ und es wurde Licht. Ich stelle mir vor, dass Jesus mit der gleichen Kraft sagt: „Bernd, komm heraus!“ Und dann werde ich da sein – erkennbar ich und doch auch nicht einfach der, der ich war, erkennbar ich, doch ohne den Verfall, der mich mein ganzes Leben begleitet hat.
Ich stelle mir vor, wie es sein wird, wenn es mit mir zu Ende ist. Wünschen würde ich mir, dass die, die mich zu Grabe tragen, das in der „Hoffnung einer fröhlichen Auferstehung“ tun. Ich hätte auch gar nichts dagegen, wenn sie sich mit einem letzten „Tschüss“ von mir verabschieden, dieser norddeutschen Fassung von „Adieu“ oder „Adios“. Das heißt ja übersetzt „Zu Gott“ oder „Gott befohlen“. Man wünscht damit dem, der weggeht, dass Gott bei ihm ist und er bei Gott – und dass das bei der Auferstehung ein für allemal sichtbar wird.
„Bin gleich wieder da.“ Das soll bitte nicht auf meinem Grabstein stehen, sondern ein Hinweis auf eine Stelle in der Bibel über die „Hoffnung einer fröhlichen Auferstehung“. Dort heißt es: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“
Diese Gewissheit wünsche ich Ihnen auch.
Bernd Reitmayer
Gemeindebrief Februar – April 2023
Gottesdienst im Kerzenschein – Taizé-Passionsandachten in Schwenningdorf
Die Ev.-Luth. Johannesgemeinde Schwenningdorf lädt ein zu ihren diesjährigen Taizé-Passionsandachten, beginnend am Aschermittwoch, 2. März 2022, um 18:30 Uhr in der Johanneskirche der SELK (auch bekannt als „Kleine Kirche“, An der Kirche 1). Sie werden in diesem Jahr zugleich Gebete um Frieden in der Ukraine und auf der ganzen Welt sein. Im Stil und mit Liedern der ökumenischen Bruderschaft und Jugendbewegung von Taizé in Frankreich feiert die Gemeinde diese meditativen und atmosphärisch dichten Andachten. Gäste von nah und fern sind herzlich willkommen, sich in der beginnenden Passionszeit eine gute halbe Stunde Zeit zu nehmen zum Nachdenken – über das Leben, den Tod und die Auferstehung. Die Lieder sind einfach mitzusingen. Weitere Termine sind der 23.3. um 18:30 Uhr und der 6.4. um 20:00 Uhr. Für diese Gottesdienste gilt keine Zugangsbeschränkung, wohl aber Abstands- und Maskenpflicht.
Konzert Matthias Menzel verschoben
Liebe Gemeindeglieder und FreundInnen der Gemeinde,
wegen der Unsicherheiten im Bezug auf die Corona-Lage hat der Vorstand entschieden, das für kommenden Sonntag, 12.12., geplante Adventskonzert mit Matthias Menzel zu verschieben. Weil es auch dem Dank an alle SpenderInnen für die Orgel- und Glockensanierung gedacht ist, wird es aber in jedem Fall nachgeholt.
Stattdessen feiern wir am Sonntag um 15 Uhr (!) einen Bittgottesdienst gegen die Corona-Pandemie – herzliche Einladung dazu. Die Gottesdienste sind weiterhin nicht zulassungsbeschränkt, werden aber nach Corona-Schutzverordnung mit Abstand und Maske beim Rein- und Rausgehen sowie beim Singen gefeiert.
Rigaer Bläserquintett in Rotenhagen mit 2G-Regel
Wie im Gemeindebrief bekannt gegeben, lädt die Bethlehemsgemeinde Schwenningdorf zum Konzert des Rigaer Bläserquintetts am Samstag, dem 11. Dezember 2021, um 19:00 in der Bethlehemskirche (Nordholz 9, Werther-Rotenhagen) ein. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Das Konzert wird entsprechend der aktuellen Corona-Schutzverordnung mit der 2G-Regelung durchgeführt. Das bedeutet, dass nur Geimpfte und Genesene teilnehmen können. Der Impf- bzw. Genesenennachweis sowie ein Lichtbildausweis werden am Eingang kontrolliert. Über kurzfristige Änderungen informieren Sie sich vorher noch einmal hier auf der Homepage oder bei Pastor Heicke (05746-920100).