Geistliches Wort Oktober-November 2015

Bild ReineckeLiebe Gemeindeglieder unserer Gemeinden,
liebe Freunde,

zum ersten Mal darf ich Ihnen schreiben. Ich freue mich darüber, auch wenn es immer heißt: Aller Anfang ist schwer.
Das erlebe ich oft so: Ein Anfang oder auch ein Neuanfang, die sind schwer. Vieles muss sich neu sortieren und das was sich an alter Stelle schon zu einer Gewohnheit entwickelt hat und leicht von der Hand geht, ist auf einmal mühsam und braucht viel Zeit und gründliches Nachdenken.

Jedem (Neu-)Anfangen wohnt aber auch große Chance inne. Ende Oktober vor nun 498 Jahren, da gab es so einen Neuanfang, der viele Möglichkeiten und Chancen beinhaltete. Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Kern dieser Thesen war Luthers Überzeugung, dass seine geliebte Kirche auf Abwegen sei und wieder auf den richtigen Kurs gebracht werden müsse. Er wollte einen Gesprächsgang ‚anzetteln‘ um die gängige Praxis der  Sündenvergebung mitsamt Ablasshandel abzuschaffen.

Luthers Überzeugung fußt auf einer der Grundfesten der biblischen  Überlieferung, die auch wir uns immer wieder neu sagen lassen
müssen, weil sie unserem sonstigen Leben und Erleben in unserer Welt so entgegengesetzt zu sein scheint. Oft wird der Wert unseres
Lebens doch darüber bestimmt, was wir leisten, was wir verdienen, und auch darüber, was wir uns leisten können. Zu Gott dürfen wir aber mit allem kommen, was uns ausmacht, und das sind auch und vor allem unsere schwachen Eigenschaften und Momente und unser Scheitern. Vor Gott müssen wir nichts leisten, ihm müssen wir auch nicht vorweisen, was wir uns leisten können. Wir sind vor ihm „ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist“, wie Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt.

Diese Worte zugesagt zu bekommen, ist für mich immer wieder wie ein Neuanfang. Diese Zusage holt mich aus meinem menschlichen Leistungsdenken und gibt mir die Freiheit, mein Leben als Geschenk Gottes zu leben. Diese Freiheit zu erleben, ist immer wieder eine große Freude.

Diese Freude wünsche ich auch Ihnen und grüße Sie im Namen aller Redakteure und der beiden Pastoren,
Ihr Vikar Florian Reinecke

Geistliches Wort September-Oktober

Bild Bernd ReitmayerLiebe Gemeindeglieder in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde,
in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,

„Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“ Oft spreche ich nach dem Essen dieses Dankgebet. Angesichts der Trockenheit im Frühsommer und der Regenmassen der vergangenen Tage hat mancher Bauer wohl eher die zu erwartenden Ernteausfälle vor Augen als Worte des Gotteslobes auf den Lippen.
Als ich den Satz auf dem Titelbild gelesen habe „Die Zeit ist reif. Gott möchte, dass wir ernten und danken,“ ist mir trotz des Getreides eine ganz andere Ernte in den Sinn gekommen – die Ernte des Lebens nämlich. „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“ Das kann ich sagen nicht nur angesichts des Essens auf meinem Teller, sondern angesichts so
vieler Dinge, mit denen Gott mich gesegnet hat: meinen Begabungen, den Möglichkeiten, diese Begabungen zu leben, die Menschen um mich herum, die mein Leben bereichern, manchmal mit ungetrübter Freude, manchmal mit Herausforderungen, die es zu bestehen gilt.
So möchte ich meinen ganz persönlichen Dankpsalm schreiben und damit zum Mitdanken einladen: „Danket dem Herrn, denn
er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.
Die, die täglich genug zu essen haben und keinen Mangel leiden, die, die erschöpft waren von Wochen und Monaten anstrengenden Tuns und dann Tage der Ruhe und Erholung hatten,
die, die wissen, was Einsamkeit ist und doch Menschen fanden, die sich kümmern –
sie sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
Die, die in ihren Heimatländern in Angst und Schrecken waren und nun hier in Frieden leben können,
die, die auf der Flucht voneinander getrennt wurden und einander glücklich wiederfanden,
sie sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
Die, die entdeckten, wie die alltägliche Gottlosigkeit auch ihr Leben prägte und doch hören durften: ‚Dir sind deine Sünden vergeben‘,
die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.“
Ich „ernte“ und danke und grüße Sie.
Ihr Bernd Reitmayer

Geistliches Wort Juni-August

Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben. (ELKG 371)

Liebe GemeindeglGrafik Homepage Geistliches Wortieder unserer Pfarrbezirke,
liebe Freunde,
in den letzten Wochen habe ich es zum ersten Mal in meinem Leben erlebt: Ich habe mir gewünscht, dass es regnet. Da musste ich also erst Hobbygärtner werden und die ersten Kürbisse und Zucchini, Dahlien und Rosen pflanzen, um nachvollziehen zu können, was für so viele Landwirte ganz selbstverständlich ist: Die Bitte um Regen.

Denn nur so kann die Natur hervorbringen, was uns ernährt und auch was uns fröhlich macht. Wie eben die vielen Dinge, die in „Geh aus, mein Herz“ aufgezählt werden: All das Gute, das Gott uns in seiner Schöpfung geschenkt hat. Deshalb wird dieses schöne Lied im kommenden Sommer wieder vielfach erklingen: Bei Gottesdiensten im Grünen, Gemeindefeiern, Gemeindekreisen, einfach mal so zu Hause, bei Taufen, Hochzeiten – und, ja, auch bei Beerdigungen.

Das werde ich immer wieder gefragt: Darf man das denn bei einer Beerdigung singen? Das liegt wohl daran, dass wir so oft nur die ersten drei oder vier, vielleicht mal noch die achte Strophe singen. Dabei wird schon in Strophe neun klar: Diese Strophen sind nur die Einleitung des Liedes; unsere Gärten sind nur ein blasser Vorgeschmack der Ewigkeit, die nach dem Tod auf uns wartet:

„Ach denk‘ ich, bist du hier so schön
und lässt du‘s uns so lieblich geh‘n
auf dieser armen Erden:
Was will doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt
und güld‘nen Schlosse werden!“

Und spätestens Strophe 15 macht‘s ganz klar, was der Zielpunkt Paul Gerhardts in diesem Lied ist:

„Erwähle mich zum Paradeis
und lass mich bis zur letzten Reis‘
an Leib und Seele grünen,
so will ich dir und deiner Ehr
allein und sonsten keinem mehr
hier und dort ewig dienen.“

So hoffe ich, dass Sie den Sommer so richtig genießen können – und vielleicht ab und zu daran denken, dass all das nur das Vorspiel für den Paradiesgarten ist.
Herzlich grüßt, auch im Namen von Superintendent Reitmayer, Vikar Reinecke und dem übrigen Redaktionsteam,
Ihr Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort April/Mai 2015

Liebe Gemeindeglieder in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde,
in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,
meine Enkelkinder habenBild Bernd Reitmayer heute mit meiner Frau Eier gefärbt für den österlichen Frühstückstisch. Auch sonst liegen sie schon für einen Osterteller parat, die Eier aus Schokolade, aus Marzipan oder mit Knickebein. Diese süßen Varianten kannte der Kirchenvater
Augustin noch nicht, aber über die Hühnereier schrieb er: „Eier sind Zeichen der Hoffnung. Sie sind noch keine Küken, aber in ihnen werden welche.“ Wahrscheinlich sind die Eier darum zu Zeichen der Auferstehungshoffnung geworden.

Was für eine herrliche Idee ist es da, in die bunten „Eierbäume“ auch hier und da ein Ei zu hängen, auf dem die Geschichte von der Auferstehung Jesu aufgedruckt ist. In der Auferstehung soll etwas an uns sichtbar werden, was Gott in der Taufe schon in uns hineingelegt hat, was aber jetzt noch verborgen ist: „Wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“

Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie das sein wird – wenn mir auch immer wieder einmal diese ganze Sache mit der Auferstehung zweifelhaft wird. Dann ist es gut, wenn mir jemand Worte sagt, die mich wieder neu mitnehmen zu der Hoffnung, dass ich – gerufen
durch Gottes neuschaffendes Wort – am Ende ebenso auferstehen werde wie Jesus am ersten Ostermorgen. „Fröhliche Auferstehung“ hat mir einmal jemand gewünscht. Das war so ein Mutmacher zum Glauben und ich bin noch heute dankbar dafür.

Einen weiteren habe ich vor kurzem gelesen: Kommt ein kleiner Knirps zu früher Stunde am Ostermorgen ins Schafzimmer und verkündet seinen schlaftrunkenen Eltern frisch und munter: „Bin schon auferstanden!“ Was für ein prächtiger Versprecher!

So grüße ich sie auch im Namen von Pfarrer Heicke und Vikar Reinecke und wünsche Ihnen eine fröhliche Auferstehung – am Ostermorgen und erst recht in der Ewigkeit,
Ihr Bernd Reitmayer

Geistliches Wort März 2015

Grafik Homepage Geistliches WortNehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Römer 15,7)

Liebe Gemeindeglieder unserer Pfarrbezirke, liebe Freunde,

diese Jahreslosung hat mich nach unserem Südafrika-Urlaub ganz besonders angesprochen. Die meisten werden es wissen: Bis 1994 herrschte in Südafrika das sogenannte Apartheidssystem. Es wurde getrennt zwischen der ursprünglichen schwarzen Bevölkerung und den weißen Einwanderern: Es gab getrennte Toiletten, Bahnabteile, Badestrände und Schulen. Auch wenn es das System nicht mehr gibt – die Fremdheit ist geblieben – auch vonseiten aufgeklärter Europäer, wie die folgende Geschichte zeigt.

In Pretoria haben wir bei Verwandten übernachtet, einer sehr aufgeschlossenen und fortschrittlichen Familie. Trotzdem hatten sie eine schwarze Haushaltshilfe. Also hab‘ ich die dreckigen Bestecke und Flaschen aus unserem Flugzeug-Rucksack nicht einfach an die Spüle gestellt. Ich wusste ja: Dann muss Kathrina, so hieß sie, die Sachen abwaschen. Sondern ich hab‘ unsere Sachen schnell selbst abgewaschen. Und fand mich dabei ziemlich fortschrittlich und offen.

Als ich das ein paar Tage später unserer Gastgeberin erzählte, huschte ein wissendes Lächeln über ihr Gesicht. „Ja, da hast Du das Gute gewollt. Aber Du hast Kathrina damit tödlich beleidigt. Unseren Haushalt zu führen, ist ihr Beruf. Damit verdient sie ihr Geld, womit sie wiederum ihre komplette Familie finanziert.“ Und sie fuhr fort: „Als wir neulich eine Spülmaschine angeschafft haben, um Kathrina die Arbeit ein bisschen zu erleichtern, war sie stinkwütend. Sie hat zwei Wochen nicht mit uns gesprochen. Und auch jetzt noch gibt sie sich alle Mühe, das Geschirr schnell zu spülen, bevor ich es in die Spülmaschine räumen kann.“

Dieses Erlebnis hat mir gezeigt: Von außen über andere und ihr Verhalten zu urteilen, funktioniert nicht. Selbst dann, wenn ich dem anderen gern helfen möchte. Der einzige Weg zum Annehmen des andern bleibt das Kennenlernen – auch in nordwestdeutschen Kirchengemeinden.

Eine segensreiche Passionszeit im Versuch, andere kennenzulernen und anzunehmen, wünscht – auch im Namen von Pfarrer Reitmayer –

Ihr Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort Dezember-Januar


Liebe Gemeindeglieder in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde,
in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,
„Aus der Armut eines Stalles drang ein gutes, warmes Licht, und wir sehn, wie in der Stille eine neue Zeit anbricht,“ so wird es der Chor am Heiligen Abend in Rabber singen. Wilfried Juhre hat in diesem Lied etwas vom Geheimnis der Weihnacht eingefangen und auch Friedrich Henrichs Holzarbeit auf dem Titelblatt (siehe oben) spiegelt etwas davon wider.
„Und wir sehn.“ Was die, die dabei waren, wohl gesehen haben? Wahrscheinlich erst einmal nichts anderes als die Armut eben dieses Stalles. Aber die Botschaft der Engel hatte ihnen die Augen für mehr geöffnet: „Fürchte dich nicht, du hast Gnade bei Gott gefunden,“ hatte Maria gehört. „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären … und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit.“ Und die Hirten wussten: „Euch ist heute der Heiland geboren, … in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“
„Und wir sahen seine Herrlichkeit“, wird später der Evangelist Johannes schreiben, „eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater.“
Die Herrlichkeit Gottes in der Armut eines Stalles! Da fängt er an, der „fröhliche Wechsel,“ den ein Liederdichter aus alter Zeit in die unnachahmlichen Worte gefasst hat „Er wechselt mit uns wunderlich: Fleisch und Blut nimmt er an und gibt uns in sein‘s Vaters Reich die klare Gottheit dran.“
„Er wird ein Knecht und ich ein Herr“ – was am Kreuz dann zum Ziel gekommen ist, nämlich dass der ewige Gottessohn meinen und deinen Tod auf sich nimmt, damit wir durch unser Sterben hindurch sein ewiges Leben haben, das fängt hier – in der Armut ein Stalles – an.
Dass das gute, warme Licht dieses geradezu unglaublichen Vorganges Sie auch in dieser Weihnachtszeit anleuchtet und sie so wieder werden, was Sie seit ihrer Taufe sind, nämlich Gotteskinder, das wünsche ich Ihnen von Herzen.
So grüße ich sie auch im Namen von Pfarrer Heicke und Vikar Reinecke,
Ihr Pfarrer Bernd Reitmayer

Geistliches Wort Oktober-November

Als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft.
1. Petrus 2,5

Liebe Gemeindeglieder unserer Pfarrbezirke, liebe Freunde,

es wird kräftig gebaut in Schwenningdorf (siehe Gemeindeteil). Unter dem schadhaften Putz traten die vorher verborgenen Backsteine zu Tage. Und man kann sehen: Erst wenn ein Stein an seiner Stelle sitzt, im Verbund mit anderen Steinen, erfüllt er seine Bestimmung.

Solche Steine wählt der Apostel als ein Bild für die Gemeinde. Denn auch wir Menschen erfüllen erst in der Gemeinschaft mit anderen unsere Bestimmung.

Und jeder Stein hat seinen ganz bestimmten Sinn: Ein Stein gehört zur Umfassungsmauer, schützt vor den Einwirkungen des Wetters von außen. In der Gemeinde sind das die stillen Beter, die Gott um seinen Schutz und Segen für die Gemeinde bitten.

Ein anderer Stein gehört zum Pfeiler, trägt die Last des Daches. In der Gemeinde sind das vor allem die treuen Helferinnen und Heöfer, die unsere Gemeinden tragen.

Ein anderer Stein gehört zum Gewölbe unten im Keller, hält den seitlichen Druck der anderen Steine aus. In der Gemeinde ist das glaube ich der Kirchenvorstand. Der muss auch immer mal Druck aushalten.

Noch ein anderer Stein ist vielleicht Bodenplatte – Teil des Wegs, über den die Gemeinde ihren Weg geht. In der Gemeinde sind das glaub‘ ich Leute, die auch mal querdenken, nach vorne schauen, den Weg bereiten.

Bei Petrus ist gleich klar: Das Bild hinkt. Denn die Gemeinde-Steine sind lebendig. Die werden nicht mal einmal verbaut, sondern immer neu gestaltet: Einer kommt dazu, ein anderer rückt an eine andere Stelle, ein dritter wird neu verbaut im himmlischen Jerusalem.

So ist Gemeinde immer in Bewegung – und hat doch ein sicheres und festes Fundament, auf dem sie steht: Auf Jesus Christus als dem Eckstein, der den Bau erst stabil macht. Der gibt allen Steinen festen Halt, auch wenn sie alle ihre schadhaften Stellen haben. Er tut das mit seinen Geschenken an die Kirche, mit Taufe, Predigt, Sündenvergebung, Abendmahl.

So „erbaut“ Christus seine Kirche – sowohl geistlich als auch ganz konkret, wie gerade in Schwenningdorf.

Fröhliches Erbautwerden wünscht – auch im Namen von Pfarrer Reitmayer –

Ihr Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort August-September 2014

Liebe Gemeindeglieder in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde, in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,
ich freue mich auf den Urlaub. Ich freue mich darauf zu wandern, Fahrrad zu fahren, meine Fremdsprachenkenntnisse zu erweitern, Bücher zu lesen, die seit meinem Geburtstag im Regal liegen, und Gesellschaftsspiele zu spielen, die seit Monaten auf das Auspacken warten. Über das Urlaubsziel kann ich mich mit meiner Frau eigentlich immer schnell einigen: Ihr ist eigentlich ziemlich gleich, wohin wir fahren, wenn das Ziel nur in Holland liegt (Sie wissen doch: das Land mit dem Vla, dem unnachahmlichen Tütenpudding).
Ich freue mich auch darauf, sonntags Gottesdienst in einer Sprache zu feiern, die nicht meine Muttersprache ist. Es ist spannend, von Gottes Beziehung zu uns Menschen auf Weisen zu hören, die sich auf Deutsch so gar nicht sagen lassen, sie in Bildern entfaltet zu sehen, auf die in unserm Land niemand kommen würde, Lieder mitzusingen, deren Verse von großem Gottvertrauen geprägt sind, die ich aber noch nie gehört, geschweige denn mitgesungen habe.
Ich freue mich darauf, Gott danken zu können für Erfahrungen, die im alltäglichen Trott leicht untergehen: der Geruch einer frisch gemähten Wiese, das Gefühl nassen Sandes unter nackten Füßen, der Regentropfen, den ein Schauer von meiner Nase in den Bart tropfen lässt. „Jetzt hat das echte Leben uns wieder!“ hat meine Frau nach einem solchen Urlaub gesagt. Das ist vielleicht eine etwas altertümliche Perspektive, aber für sie wie für mich ist Urlaub eine Zeit, Atem zu schöpfen für die Herausforderungen und Belastungen unseres Alltags. Ich beobachte, dass manche das andersherum empfinden, den Alltag als die ungeliebte aber unvermeidliche Unterbrechung des eigentlichen Lebens sehen, das am Wochenende und im Urlaub stattfindet. Ich möchte aber diesen Alltag nicht nur ertragen und über ihn stöhnen, sondern ihn als die Herausforderung begreifen, vor die Gott mich stellt. Und weil die Belastung dabei bis an die Grenzen gehen kann, ist es gut, ja notwendig, Pausen einzulegen. Ich freue mich auf diese Pause und bin Gott schon jetzt dankbar dafür.
Wir sehen uns dann nach dem Urlaub.
Einen herzlichen Gruß auch im Namen
von Pfarrer Heicke,

Ihr Bernd Reitmayer

Geistliches Wort Juni 2014

Liebe Gemeindeglieder unserer Pfarrbezirke, liebe Freunde,

Pfingsten, das ist ein schönes Fest. Mitten im Frühling gelegen, alles grünt und blüht, „Geh‘ aus, mein Herz“ wird in den Gemeinden rauf und runter gesungen. Das macht Freude, das genießen wir aus vollem Herzen. Völlig zurecht.

Pfingsten, das ist aber auch ein sperriges Fest. Schon der Name: Was heißt das eigentlich? Er kommt von Pentekoste, dem griechischen Wort für „der Fünfzigste“. Der Pfingstmontag (eigentlich also der wichtigere Tag) liegt nämlich genau 50 Tage nach Ostern.

Und dann ist auch der Inhalt irgendwie sperrig: Die „Ausgießung“ des Heiligen Geistes auf die Jünger, wie sie in der Apostelgeschichte im 2. Kapitel berichtet wird. Der Heilige Geist ist bei uns Deutschen immer ein bisschen unterbelichtet. Klar, irgendwie gibt’s den Vater, den Schöpfergott, der irgendwann mal die Welt gemacht hat. Und jetzt als gütiger Opa aus dem Himmel wie aus dem Fernsehsessel seiner Welt zuschaut. Und klar, sicher gibt’s auch Jesus, den Sohn. Der ist ja geschichtlich gesichert auf dieser Welt unterwegs gewesen, damals vor 2000 Jahren. Dass dieser Mensch aber auch Gott war, und er für uns gestorben und auferstanden ist, da wird’s für manchen schon schwieriger.

Und dann erst der Heilige Geist: Eine Kraft Gottes, die heute wirkt! Die eben nicht irgendwann vor ewigen Zeiten die Welt gemacht hat. Oder vor 2000 Jahren auf der Welt unterwegs war. Sondern der jetzt und heute Menschen begeistern und anstecken will. Das ist vielen dann doch zu nah.

Dabei bringt er eine ganze Menge Versprechen mit, der Heilige Geist: Allen voran, dass er Menschen den Glauben und damit ewiges Leben schenkt. Dann, dass er uns auch jetzt schon beisteht bei allem, was wir Schweres ertragen müssen. Dass er uns einen direkten Draht zu Gott verschafft. Und dass er sogar Krankheiten heilen, Sucht durchbrechen, Freiheit schenken kann.

Unsere Konfirmanden haben sich aufgemacht, um mit diesem Heiligen Geist unterwegs zu sein. Dazu wurde ihnen bei ihrer Konfirmation Gottes Segen zugesprochen. Und auch uns nähert er sich immer wieder, der Heilige Geist: In Gottes Wort, der Taufe und dem Abendmahl.

Eine segensreiche Sommerzeit in der Nähe Gottes wünscht

Ihr Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort April-Mai

Liebe Gemeindeglieder,
in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde, in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,
Maria möchte sie in Zukunft heißen, die junge Frau, die in Rabber in der Osternacht getauft werden möchte. Maria – diesen Namen hat sie sich als Taufnamen gewählt, denn Maria ist „die von Gott Geliebte.“ Schweres hat sie erlebt, diese junge Frau, aber jetzt weiß sie sich von Gott geliebt. In der Bibel hat sie den Gott kennen gelernt, der ihr liebevoll nahe ist.

In der Geschichte vom „verlorenen Sohn“ hat sie sich selbst wiederentdeckt als „gefundene Tochter.“ Zu Jesus will sie gehören, der „gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“

Maria – die von Gott Geliebte. Dass seine Liebe und Zuwendung zu uns Menschen den in Jesus Mensch gewordenen Gott am Karfreitag am Kreuz bis in die selbst erlebte verzweifelte Gottesferne führt, das bleibt schwer zu verstehen. „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde,“ hat Jesus selbst dazu gesagt und ist diesen Weg dann gegangen, den Weg, der ihn in Folter und Tod geführt hat. In der Heiligen Woche gehen wir diesen Weg nach vom Einzug in Jerusalem am Palmsonntag über die Einsetzung des Abendmahls am Gründonnerstag bis zum Gedächtnis des Todes Jesu in der Andacht zur Sterbestunde – und wir dürfen mit dem Versprechen Gottes leben, dass wir – so wie Jesus wider alles Erwarten von den Toten auferstanden ist, auch auferstehen werden.

„Wir sind mit Christus begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln,“ so schreibt der Apostel Paulus im Römerbrief. Dieses neue Leben wird für Maria in der Osternacht beginnen. Und jeder Getaufte darf jeden Tag neu „in seine Taufe kriechen“, jeden Tag neu beginnen mit Gottes Zusage: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein, weil du mir so viel Wert bist und ich dich lieb habe“ – nicht nur Maria, die von Gott Geliebte, sondern Sie und ich auch.

In Vorfreude auf schöne Gottesdienste in der Osterzeit grüßt Sie auch im Namen von Pfarrer Heicke
Ihr Pfarrer Bernd Reitmayer