Gott nahe zu sein ist mein Glück.
(Psalm 73,28)
Liebe Gemeindeglieder unserer Pfarrbezirke, liebe Freunde,
„Glück gehabt!“ sagen wir, wenn etwas gut ausgeht. Zum Beispiel wenn’s bei einem Unfall nur Blechschaden gibt. Oder wenn es mal nicht regnet, wenn wir unseren Regenschirm vergessen haben. Oder wenn wir trotz großem Bammel die Prüfung bestehen. Oder wenn die Diagnose beim Arzt doch nicht so schlimm ist wie befürchtet.
Im Moment erscheinen ja eine Menge Glücksratgeber. Sie zeigen: Wir sehnen uns sehr nach Glück. Und dabei geht es um mehr als ein schnell dahingesagtes: „Glück gehabt“.
Der Psalmbeter weiß, wo er’s kriegen kann, dieses Glück: In der Nähe Gottes. Allerdings gibt’s auch da kein „Friede-Freude-Eierkuchen“-Glück. Er schreibt:
„Fast wären meine Füße gestrauchelt, beinahe wäre ich gefallen.“ Auch in Gottes Nähe bleibt das Leben also, wie es ist: Mal schön, mal weniger schön.
Und doch beschreibt er die Nähe Gottes als Glück. Weil sie ihm Halt, Trost und Kraft gibt. So wie der Weinstock auf dem Titelblatt dieser Ausgabe: Die Trauben haben festen Halt, und ihnen strömt Kraft in Form von Nährstoffen zu.
So erlebt der Psalmbeter die Nähe Gottes. Er findet Halt in seinem Tempel, Kraft in seinem Wort. Gerade in Zeiten, die auf den ersten Blick nicht einfach nur glücklich sind, ist ihm dieser Halt wichtig.
Wir gehen mit großen Schritten auf die Fastenzeit zu. Und das erste, was einem dazu einfällt, ist „Verzicht“. Dabei geht’s darum gar nicht in erster Linie. Sondern viel eher um „Vertiefung“. Dem Leben Tiefe geben. Mal einen Gang zurückschalten. Einen Überblick über das eigene Leben gewinnen, über sich nachdenken. Und das geht eben sehr gut in der Nähe Gottes, in der solche tiefen Themen zugelassen, ja angeregt werden: Im Gottesdienst, in Predigt und Abendmahl, im Gespräch mit anderen Christen bei unseren Gemeindekreisen, aber auch im ganz persönlichen Gebet oder in der Bibellese. Ganz besonders sollen dazu die Passionsandachten dienen, in Schwenningdorf in diesem Jahr in meditativer Form.
Eine segensreiche Passionszeit in der Nähe Gottes wünscht
Ihr Pfarrer Johannes Heicke