Geistliches Wort Juli-Oktober
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel. Matthäus 6,19-20
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde,
vor ein paar Wochen fragte mich ein Gemeindeglied: „Warum sprechen wir eigentlich so viel übers Geld in unserer Gemeinde? Das war früher nicht so!“ Diese gute und hilfreiche Frage hat mich nachdenklich gemacht.
Zunächst stellt sich die Frage: Woran liegt das? Ich glaube, dass wir grundsätzlich nicht gern über Geld sprechen. Früher war das auch gar nicht nötig, weil es eine andere Selbstverständlichkeit gab, zur Kirche zu gehen und sie auch zu finanzieren. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kirche heute offenlegt, wie überhaupt ihre Finanzen funktionieren (siehe beigelegtes Faltblatt), aufzeigt, wo das Geld knapp wird (siehe Gemeindeversammlungen S. 8 und 17) und was die Folge ist – nämlich die Überlegung, ob Schwenningdorf Pfarrsitz bleibt (siehe Regionalkonferenz S. 21).
Die zweite Frage ist: Darf ich denn in der Kirche überhaupt übers Geld sprechen? Es ist erstaunlich, wie häufig Jesus selbst über das Geld redet: 50% seiner Gleichnisse haben mit Geld und Besitz zu tun! Und wenig Themen sind ihm so wichtig wie das Geben.
Besitz hat damit eine geistliche Dimension: Wofür ich mein Geld ausgebe, das ist mir wichtig im Leben. Und: Je mehr ich mich auf meinen Besitz verlasse, ihn festhalte, desto weniger verlasse ich mich auf Gott. Die Frage ist nur: Was ist am Ende verlässlicher? Was trägt wirklich im Leben – und im Sterben? Sollte ich lieber bei den Banken investieren – oder im Reich Gottes? Genau deshalb ist es wichtig, in der Kirche auch über Geld zu sprechen.
Bei allem Reden über’s Geld bleibt aber wichtig: Nicht wir und unser Verdienst erhalten die Kirche, sondern unser Herr Jesus Christus. Im Vertrauen auf ihn bleiben wir fröhlich unterwegs und bauen mit an seiner Kirche und Gemeinde.
Einen gesegneten Sommer wünscht
Ihr Pfarrer Johannes Heicke
Traktorgottesdienst in Markendorf am 1. Mai
Am 1. Mai wird der Gottesdienst unseres Pfarrbezirks umgelegt ins Grüne, genauer gesagt in die Markendorfer Straße 142, 49328 Melle. Björn Kammann, ein Freund unserer Gemeinde, hat uns eingeladen, auf dem elterlichen Hof einen Gottesdienst rund um das Thema Landwirtschaft zu feiern. Im Anschluss an den Gottesdienst, der um 10:30 Uhr beginnt, gibt es noch Bratwurst, Getränke und Musik. Gemeindeglieder und Gäste sind herzlich eingeladen, zu bleiben und den Tag zu genießen.
Gemeindebrief April-Juli 2016
Geistliches Wort Mai-Juni
Orientiert euch nicht am Verhalten und an den Gewohnheiten dieser Welt, sondern lasst euch von Gott durch Veränderung eurer Denkweise in neue Menschen verwandeln. Römer 12,2
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde,
es war einmal eine Spinne, die großen Hunger hatte. Sie fand keine Nahrung. Sie besann sich einer Kunst und Gabe, die sie von ihrem Schöpfer bekommen hatte. Sie ließ aus ihrem Körper einen Faden fließen. Den band sie oben fest, ließ sich daran hinunterfallen und baute ihr Netz.
So spann sie mit ihrem eigenen Faden ihr Werk, in die Mitte ausgerichtet, nach den Seiten verwoben. Eine Pracht war es, ihr Kunstwerk anzusehen. Und sie mochte selbst darauf stolz gewesen sein, so kräftig war es. Und als am Morgen der Tau sich sanft daran setzte, glänzte es wie ein Kristall in der aufgehenden Sonne.
Auch Hunger brauchte sie nicht mehr zu haben. Fliegen, Mücken, Insekten aller Art verfingen sich im Netz. Und sie hatte Nahrung im Vorrat.
Nur eines störte sie, als sie sich immer wieder an ihrem Kunstwerk erfreute: der Faden von oben nach unten. War der noch nötig? Bisher hatte ihr dieser Faden keine einzige Fliege eingebracht. Da biss sie ihn kurzerhand ab. Doch zu ihrem Entsetzen: Das Netz fiel in sich zusammen. Und sie mittendrin. Ihr Werk war zerstört. Und nur, weil sie eines vergessen hatte: die Bedeutung des Fadens nach oben, der ihr Halt gab.
Diese kleine Geschichte aus einer Predigt der letzten Wochen beschreibt ein Problem des gegenwärtigen Christentums: Auch wir bauen uns ein schönes Netz, ein schönes Leben. Und wir vergessen dabei, woran unser Lebensnetz in Wirklichkeit hängt, wer unser Lebensfaden ist, wer uns auffangen kann, wenn unser Lebensnetz in sich zusammenfällt. Wir denken: Gott ist sicher ein netter Kerl, aber seine Nähe brauche ich nicht.
Weil wir Christen den Faden nach oben verachten, weil wir immer seltener den Halt von oben haben wollen, deshalb wird auch unser Glaube immer schwächer – und trägt im Ernstfall nicht mehr.
Die gute Nachricht ist: Bald, an Pfingsten, kommt der Heilige Geist, der uns diesen Faden wieder neu spinnen hilft. Er gibt uns neuen Glaubensmut – und das tut er nun mal ganz besonders im gemeinsamen Bibellesen, Beten und Singen, sprich: Im Gottesdienst!
Einen gesegneten Frühling wünscht
Ihr Pfarrer Johannes Heicke
Gemeindebrief Februar-April 2016
Geistliches Wort März-April 2016
Gott spricht: Ich will dich trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Jesaja 66,13
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde,
ein markerschütternder Schrei gellt durch das Treppenhaus. Gleich darauf lautes Weinen. Und natürlich der unvermeidliche Ruf: „Mama, Aua!“ Unsere Jüngste hat sich den Finger geklemmt. Und da kann Papa noch so nah daneben stehen und fragen: „Soll ich pusten?“ Da kann dann doch nur eine trösten: Die Mama!
Dass das so ist, weiß auch die Jahreslosung dieses neuen Jahres aus Jesaja 66,13:
Wir kennen sonst vor allem die Bibelstellen, die von Gott als dem Vater reden. Auch das ist ja schon was Wunderbares, das es in der Form nur in Christentum und Judentum gibt: Gott will uns so nah sein, dass wir ihn Vater nennen dürfen.
Was aber, wenn ich keinen guten Vater hatte? Wenn ich vielleicht sogar von ihm geschlagen worden bin? Macht das nicht auch mein Bild von Gott kaputt?
Deshalb stellt Gott dem Vaterbild noch eine Reihe andere Bilder zur Seite, unter anderem das der liebenden Mutter. Weil er weiß: Es gibt Situationen, da kann eben nur die Mutter trösten. Und so gibt es Situationen, da kann nur noch Gott trösten – zum Beispiel dann, wenn die Mutter grade nicht erreichbar oder vielleicht auch schon gestorben ist.
Aber wie geht das: Gott tröstet? Indem er uns gut zuredet, wie das eine Mutter tut. Nämlich jeden Sonntag Morgen im Gottesdienst. Und wann immer ich meine Bibel aus dem Schrank nehme, den Staub runter puste und sie tatsächlich mal wieder lese.
Und indem er uns zuhört, wie das eine Mutter tut. Im Gebet hat er immer ein offenes Ohr. Und wer lieber ein direktes Gegenüber hat, dem hört er auch in Form eines Seelsorgers oder eines anderen Christen zu.
Und natürlich, indem er uns in den Arm nimmt, wie einen seine Mutter in den Arm nimmt. Das tut er durch Schwestern und Brüder im Glauben, die mich einfach mal kräftig drücken, wenn’s mir schlecht geht. Und einen Ort gibt’s, an dem er uns ganz persönlich „in den Arm nimmt“: Im Heiligen Abendmahl. Da kommt Jesus ganz leibhaftig zu uns. Er nimmt uns in den Arm und verzeiht uns alles, was in unserem Leben schief gelaufen ist. Und schließlich im Segen, da breitet er im Himmel seine Arme aus (der Pastor macht das nur nach) und stärkt uns neu für alles, was im Lauf der Woche auf uns zukommt.
Eine gesegnete Passions- und Osterzeit wünscht
Ihr Pfarrer Johannes Heicke
Gemeindebrief Dezember 2015 – Januar 2016
Geistliches Wort Dezember 2015 – Januar 2016
Als die Weisen weggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten. Matthäus 2,13
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde,
wenn ich in den letzten Wochen und Monaten so an meinem Schreibtisch sitze und überlege, wie die biblische Botschaft in Predigten und Andachten in die aktuelle Zeit sprechen will, kommt mir immer wieder die Flüchtlingsfrage in den Sinn. Auch im Bezug auf das Weihnachtsfest reisen meine Gedanken zu diesem Kind, das an Weihnachten auf Wanderschaft in einer Futterkrippe Unterkunft findet – und das schon kürzeste Zeit später selbst zum Asylsuchenden im fernen Ägypten wird.
Nun ist es auf einer Seite im Gemeindebrief nicht möglich, diese komplexe Frage zu erörtern, wie der Staat bei der Aufnahme von Flüchtlingen verfahren sollte. Und das ist auch gar nicht meine Aufgabe. Aber wie aus biblischer Sicht mit den Menschen umzugehen ist, die schon da sind, dazu können wir Christen schon so manches in der Bibel finden.
Erstmal glaube ich gilt es ernst zu nehmen, dass bei der Begegnung mit dem Fremden immer auch Angst mitschwingt. Gerade nach solchen Anschlägen wie denen in Paris und in Mali – obwohl diese Täter gerade keine Flüchtlinge waren, sondern im Fall von Paris französische und belgische Staatsbürger. Angst vor dem Fremden ist normal. Bloß: Wie gehe ich mit dieser Angst um? Lasse ich mich davon gefangen nehmen?
Jesus mutet uns zu, uns von dieser Angst zu befreien – indem wir sie überwinden und auf Menschen anderer Nationalitäten zuzugehen. Vielleicht genau deshalb, weil er selber als Kind die Erfahrung der Flucht gemacht hat. Er identifiziert sich selbst mit den Fremden (Matthäus 25,37-40): Was Ihr einem dieser Fremden getan habt, das habt Ihr mir getan.
Vielleicht ist es ja gerade in der Weihnachtszeit einen Versuch wert, zum Beispiel mal im geschützten Rahmen beim Treff International in unseren Gemeinderäumen dabei zu sein oder an anderer Stelle das Gespräch zu suchen.
Eine gesegnete Advents-und Weihnachtszeit wünscht, auch im Namen des übrigen Redaktionsteams,
Ihr Pfarrer Johannes Heicke