Geistliches Wort April-Mai

Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,

am Aschermittwoch ist alles vorbei – das war auch für den Rödinghauser Heimatverein wieder so dieses Jahr, der die Tradition des närrischen Treibens im Ostwestfälischen aufrecht erhält.

Und besonders die römisch-katholischen Christen, aber immer häufiger auch evangelische, gehen an diesem Tag in die Kirche und werden an der Stirn mit einem Aschenkreuz gezeichnet.

Asche ist in vielen Religionen und Kulturen ein mit Schuld und Tod verbundenes Zeichen. In der biblischen Erzählung vom Sündenfall sagt Gott zu Adam: ,,Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück (1.Mose 3,19).“

Dieses Bibelwort erinnert die Christen am Aschermittwoch so auf der einen Seite daran, dass sie sterben müssen und vor Gott treten. Damit ist das Aschenkreuz eine Mahnung, sich zu hinterfragen und umzukehren.

Das deutende Wort müsste aber eigentlich lauten: „Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist, aber zur Auferstehung in das ewige Leben bestimmt.“

Damit ist auf der andern Seite am Aschermittwoch zu Beginn der Fastenzeit schon das Ende der Fastenzeit, das Osterfest, mit seinem Versprechen einer fröhlichen Auferstehung fest im Blick.

Der Karneval mit seinem närrischen Treiben ist vielleicht an diesem Tag zu Ende. Aber für alle Getauften, die an diesem Tag wie bei ihrer Taufe ein Kreuz an die Stirn gezeichnet bekommen, ist dieser Tag so auch ein Tag des Anfangs, ein Tag der Freude. „Denn alle, die durch die Taufe mit Jesus verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, werden ihm auch in der Auferstehung gleich sein (Römer 6,5).“

So wünsche ich allen „Narren in Christus“ eine gesegnete Restpassionszeit zur Vorbereitung auf Ostern mit der Möglichkeit, neu über das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz nachzudenken. Und dann ein fröhliches Osterfest, an dem die Auferstehung Jesu zum Versprechen unserer Auferstehung zum ewigen Leben wird.

Ihr/Euer Johannes Heicke

Geistliches Wort Februar-März

Suche Frieden und jage ihm nach. (Psalm 34,15)

Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,

was ist das für eine passende Jahreslosung: Suche Frieden und jage ihm nach. Sie passt in eine Zeit, in der Kriege Menschen um die halbe Welt treiben, in der die Demokratie ausgehöhlt wird und der Nationalismus weltweit wieder Auftrieb erhält. Da ist es an uns, den Frieden zu suchen.

Im weltweiten Maßstab sind unsere Möglichkeiten da sicher begrenzt. Aber im zwischenmenschlichen Bereich, da ist viel möglich. Dazu laden die beiden Stühle auf dem Deckblatt ein: Setzen Sie sich doch mal gedanklich mit der oder dem auf diese Stühle, die Ihnen im letzten Jahr am meisten auf den Keks gegangen sind. Die Arbeitskollegin vielleicht, mit der es Zoff gab. Oder der Partner, der mir immer wieder das Leben so schwer macht. Oder die Geschwister, mit denen ich so viele alte Geschichten teile. Oder vielleicht ist es die anstrengende Nachbarin, die immer was zu nörgeln hat über den Gartenzaun. Oder jemand in der Gemeinde, mit dem ich unterschiedlicher Meinung bin, vielleicht wegen Baufragen oder Gestaltung des Gemeindelebens.

Vielleicht sind es aber auch Menschen anderer Kulturen, mit denen ich mich eigentlich gar nicht beschäftigen will. Oder Angehörige einer Partei, die für mich gar nicht geht.

Ich glaube: Das ist der beste Weg zum Frieden. Sich mit genau diesen Leuten auf zwei Stühle zu setzen. Sie besser kennen zu lernen. Zu fragen: Warum denkst und handelst du so? Und auch zu sagen: Du, das hat mich gestört, das hat mir weh getan. Ich glaube, genau dann jagen wir dem Frieden nach.

Ich weiß, das ist nicht immer leicht. Das geht mir auch so. Wie gut, dass Jesus Christus am Kreuz längst Frieden gemacht hat, zwischen Gott und uns. Diesem Frieden müssen wir nicht mehr nachjagen. Vielleicht kann es uns dieses Wissen ein bisschen leichter machen, auch bei unserm Gegenüber auf dem andern Stuhl dem Frieden nachzujagen.

Fröhliches Nachdenken über den Frieden wünscht

Ihr Johannes Heicke

Geistliches Wort November-Januar

Jesus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern er wird das ewige Leben haben.

Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,

als wir im Frühjahr im Rückenwind-Team den Gottesdienst zum Thema Gemeindebilder geplant haben, da haben wir ganz besonders über dieses Bild diskutiert. Die Frage war: Geben wir diesem Jesuswort den Vorzug, in dem er sagt, dass er das Licht der Welt ist – oder lieber dem aus Matthäus 5,14, wo er sagt: „Ihr seid das Licht der Welt“?

Dabei wurde uns klar, dass beides zusammengehört. Klar, besonders in der dunklen Jahreszeit erleben wir wieder, wie wichtig das Licht für uns ist und was für ein Glück, dass wir es einfach so anschalten können. Und auch, welche Kraft das Licht hat – eine einzige kleine Kerze kann einen ganzen Raum erleuchten, verändert die Atmosphäre des Raums völlig, schenkt Geborgenheit, gibt Orientierung.

In diesem Sinn ist erstmal Jesus unser Licht. Er macht es in unserem Leben hell, grade da, wo es besonders dunkel ist, wo wir traurig sind, einsam oder verletzt. Weil er uns kennt und weiß, wo wir sein Licht brauchen.

Aber auch das andere stimmt: Wir Christen sind selber Licht! Das traut Jesus uns zu: dass wir Licht spenden, genauso wie er. Dass wir als Christen den Heiligen Geist haben. Der macht uns fähig, selbst zu leuchten, anderen Licht zu bringen: durch Besuche in dunklen, einsamen Stunden, durch Gebete in ausweglosen Situationen, durch tatkräftige Hilfe in hilflosen Momenten, durch zugesprochene Vergebung, Beistand in Angst und vieles mehr.

Wir haben uns am Ende entschieden, im Rückenwind-Gottesdienst beide Jesus-Worte zu verwenden. Denn das ist Gemeinde: Bei Jesus, im Hören auf sein Wort, Licht tanken. Und das Licht dann weitergeben in die Welt.

Schöne, gemütliche Stunden mit Licht trotz dunkler Jahreszeit, im wörtlichen wie übertragenen Sinn, wünscht
Johannes Heicke

Geistliches Wort September-Oktober

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. (Johannes 15,5)

Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,

gestern habe ich von meinem Weinstock die erste Traube geerntet. Diesen Weinstock hat mir das Rückenwind-Planungsteam geschenkt. Er war für unseren Themengottesdienst „Bilder von Gemeinde“ angeschafft worden. Und obwohl er noch im Topf steht, trägt er immerhin fünf leckere Trauben.

Die Reben müssen dafür mit dem Weinstock verbunden sein, ist ja klar. Denn sonst sind sie tot und trocknen aus.

Jesus will mit diesem Vergleich sagen: Gemeinde ohne mich geht nicht. Wenn eine Gemeinde vergisst, dass ich der Mittelpunkt bin, ist es aus. Wenn eine Gemeinde vergisst, dass sie ihr ganzes Leben von mir hat, vertrocknet sie. Die Verbindung zu Jesus, die ist lebensnotwendig.

Gleichzeitig hängt jede Rebe auch an den anderen. Sie sind alle verbunden durch den Weinstock. Sie trinken alle dieselben Nähstoffe, ob sie wollen oder nicht. Nicht nur die Verbindung zu Christus ist also wichtig, sondern auch die Verbindung untereinander. Kirchkaffee, Gemeindefeste, Gesprächsrunden, Gemeindefahrten und vieles mehr wollen dazu helfen, diese Gemeinschaft zu stärken.

Und doch: Auch die Gemeinschaft untereinander geht nur durch den Weinstock hindurch. Am deutlichsten wird das im Abendmahl: Indem wir Christus, seinen Leib und sein Blut, essen und trinken, wachsen wir zusammen zu seinem Leib, also zur Gemeinde.

So gilt beides: Gemeinschaft untereinander, aber ohne Christus funktioniert nicht. Genauso wenig wie Gemeinschaft mit Christus ohne Stärkung durch andere Christen.

Klingt nach einer großen Aufgabe, was? Keine Angst: Es ist nicht in erster Linie unsere Aufgabe. Sondern die des Weinstocks, der durch uns wirkt. Der verbindet uns untereinander und mit sich selbst, er versorgt uns mit Nährstoffen, er bringt die Früchte an uns hervor – denn ohne ihn können wir nichts tun.

Spätsommerliche Grüße sendet
Pastor Johannes Heicke

 

Geistliches Wort Juli-August

Ihr seid der Leib Christi, und jeder von euch ein Glied. (1. Korinther 12,27)

Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,

im „Brief“ soll es ja, wie auch sonst in der Gemeindearbeit, in diesem Jahr besonders um biblische Bilder von Gemeinde gehen. Eins der wohl bekanntesten und eingängigsten Bilder für die christliche Gemeinde ist das vom Leib und den Gliedern, oder in heutigem Deutsch: Vom Körper und den Körperteilen.

Hier wird auf besondere Weise klar: Wir sind in der Gemeinde aufeinander angewiesen. Paulus schreibt in den Versen vor unserer Bibelstelle: „Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör?“ Das heißt doch: Es ist gut und richtig, dass wir in unserer Gemeinde so viele verschiedene Menschen haben. Auch und grade, wenn wir deshalb mal aneinandergeraten.

Weiter Paulus: „Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht.“ Das heißt doch: Auch wenn ich vielleicht finde, das, was der andere in der Gemeinde tut, ist nicht nötig, bleibt es wichtig. Es ist wichtig, dass es Augen gibt, die sehen, was dran ist in der Gemeinde. Es ist wichtig, dass es Gehirnzellen gibt, die darüber nachdenken, was zu tun ist. Und ganz genauso wichtig – nicht mehr und nicht weniger – ist es, dass wir Hände haben, die dann zupacken und das ausführen.

Aber der steilste Satz kommt noch: “Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten.“ So, wie im Körper zum Beispiel nichts ohne die winzig kleinen roten Blutkörperchen läuft, so brauchen wir im „Körper Gemeinde“ kleine Babys, weil sie uns das Wunder des Lebens zeigen. Wir brauchen alte Menschen, die Zeit dazu haben, für unsere Gemeinde zu beten. Und wir brauchen Kranke, die trotz ihres Leids nicht verzweifeln, sondern am Glauben festhalten und so Vorbilder werden.

Und das ist auch klar: Die Kraft dafür, auch die als „Mit-Glieder“ anzunehmen, die mir nicht passen, die kommt nicht aus mir. Die kommt vom Kopf her, vom Haupt, Jesus Christus.

Weiter fröhliches Eingeleibt-Werden wünscht Johannes Heicke