Geistliches Wort Mai-Juni

Auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft. (1. Petrus 2,5)

Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,

drei Jahre lang haben wir geplant, und endlich ist es soweit: Die Außenarbeiten am Gemeindehaus sind fast abgeschlossen, der Anstrich so gut wie fertiggestellt. In den geistlichen Worten soll es ja, wie auch sonst in der Gemeindearbeit, in diesem Jahr besonders um biblische Bilder von Gemeinde gehen. Und zur Gemeindehausrenovierung passt das Bild von den lebendigen Steinen.

Dabei steht ein Stein im Hintergrund: Jesus als der Eckstein, auf dem der ganze Bau steht. Jesus ist der Grundstein, er hält den ganzen Bau zusammen, ohne ihn geht in der Gemeinde gar nichts. Wo wir ihn aus den Augen verlieren, fällt die ganze Gemeinde auseinander.

Und doch ist auch jeder von uns wichtig: Gott, der Baumeister, baut ja mit uns, den lebendigen Steinen. Ohne uns geht’s in der Gemeinde auch nicht! So hat er uns an ganz verschiedenen Stellen im Gemeindeleben eingebaut: Im Gottesdienst, im Singchor, als Lektoren, beim Kindergottesdienst, beim Besuchsdienst, als Küster, im Vorstand, in den Kommissionen, beim Kirchkaffee, beim Beten für die Gemeinde und, und, und.

Das Bild zeigt uns: Gemeindehaus und Kirchgebäude bestehen aus toten Steinen, auch wenn sie noch so schick sind. Was wichtig ist, sind die lebendigen Steine, die sich darin treffen! Und die mit Jesus, ihrem Grundstein, in Kontakt kommen.

Jetzt könnte man denken: Ich bin also nur lebendiger Stein, wenn ich für’s Reich Gottes arbeite. Aber im Bild geht’s gar nicht um meine Leistung. Sondern darum, dass Gott, der Baumeister, mich aufbaut. Nicht wir bauen die Gemeinde, sondern Gott durch uns. Er arbeitet wie ein Steinmetz an uns durch den Heiligen Geist. Den schenkt er in Taufe, Abendmahl, Vergebung in der Beichte und seinem Wort. Das macht uns zu lebendigen Steinen.

Gesegnetes Auferbaut-Werden wünschen Johannes Heicke und Lena Schomburg (gerade im Praktikumstag)

Geistliches Wort März-April

Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. (Johannes 10,11)
Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,
der Schwenningdorfer Kirchenvorstand hat sich für dieses Jahr vorgenommen, verstärkt über die Zukunft unserer Gemeinde  nachzudenken. Passend dazu soll es auch hier im „Brief“ in diesem Jahr um Bilder von Kirche gehen.
Ein erstes Bild von Kirche steht den Schwenningdorfern sonntäglich vor Augen: Der gute Hirte und seine Schafe. Und nein, ich meine mit dem Hirten nicht den Pastor, sondern den Herrn Christus im Altarbild der Johanneskirche, wie er auch auf dem Deckblatt zu sehen ist. Vielen Christen behagt die Vorstellung nicht, sich als unmündiges oder sogar noch dummes Schaf zu verstehen, das dem Hirten gehorchen muss. Das kann ich nachvollziehen.
Allerdings geht es Jesus darum auch gar nicht. In der Bibel wird gar nicht in erster Linie über das gesprochen, was die Schafe tun.  Sondern über das, was der Hirte tut. Er sorgt für seine Schafe, kennt sie, liebt sie, geht ihnen nach, beschützt sie. Und das Ganze gipfelt in dem Satz: Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Mal ganz ehrlich: Würde das in Wirklichkeit irgendein Hirte dieser Welt tun? Oder übertragen: irgend einer unserer politischen oder wirtschaftlichen Führer? Sein eigenes Leben opfern, um seine Schafe zu retten? Jesus hat das getan. Er ist am Kreuz gestorben, damit wir ewig leben können.

Ich mag das Gemeindebild von Hirten und Schafen. Weil es dabei weder um das Gebäude Kirche noch um die Institution Kirche
geht. Luther sagt dazu: „Es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die heilige christliche Kirche sei, nämlich die Gläubigen und die Schäfl ein, die ihres Hirten Stimme hören.“ Das ist Kirche. Nicht Gebäude, nicht Bischof, nicht Superintendent, nicht andere Ämtchen, nicht Geld, nicht Macht, nicht eine bestimmte Kirche. Sondern die, die die liebevolle Stimme ihres Hirten hören, der sie auf
gute Weide führt.
Eine gesegnete Fastenzeit im Hören auf diesen Hirten, der sein Leben gibt, wünscht Ihr/Euer
Johannes Heicke

 

Geistliches Wort Dezember-Februar

Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk. (Die Bibel, Lukas 1, 68)

Liebe Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde,

Nur, dass wir uns richtig verstehen: Ich mag Besuch. Es ist schön, liebe Menschen wiederzusehen, sich auszutauschen, am Leben des anderen Anteil zu nehmen. Grade jetzt im Advent steht das ja in vielen Familien wieder an.

Und doch: An dem Spruch auf der Titelseite ist schon etwas dran. Zu deutsch: „Jeder, der durch diese Tür geht, bringt Freude. Der eine, wenn er kommt und der andere, wenn er geht.“

So schön Besuch auch ist: Der gewohnte Tagesablauf wird auf den Kopf gestellt, die Kinder merken, dass sie Dinge machen dürfen, die sonst nicht erlaubt sind und nutzen das gerne aus. Es ist wesentlicher lauter zu Hause. Die Privatsphäre leidet in diesen Tagen. Und so atmet man wieder durch, wenn der Besuch das Haus verlässt und man wieder unter sich ist.

Vielleicht sind das auch alles Gründe, warum das Thema „Besuch“ das größte Konfliktpotential am Weihnachtsfest birgt…

Dabei bekommen wir doch alle in den kommenden Tagen wieder Besuch! Gottes Sohn kommt an Weihnachten in diese Welt. Jesus Christus kommt in dein und mein Leben.

Und: Er kommt, um zu bleiben! Für immer! Oha…

Doch dieser Jesus, der will dir deine Privatsphäre nicht nehmen. Der will dich auch nicht einengen. Du kannst dich vor ihm gar nicht verstellen und brauchst auch keine Fassade aufzubauen, denn er kennt dein Leben sowieso schon bis in die hintersten Winkel. Er weiß um deine Freuden, aber auch deine Sorgen, deine Schmerzen und deine dunklen Seiten.

Und gerade deshalb kommt er zu dir, um zu helfen, um zu vergeben, um dich fröhlich zu machen und dir eine neue Perspektive zu schenken, die über dieses Leben hinausreicht!

Traurig wird es dort, wo ich ihm die Tür vor der Nase zuknalle.

Ja, in den vielen Gottesdiensten in den nächsten Wochen will er uns wieder besuchen. Darauf freue ich mich schon.

Eine gesegnete Weihnachtszeit wünscht Ihr/Euer

Johannes Heicke

Geistliches Wort November-Dezember

Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. (Markus 10, 14)

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser,

bei drei Taufen in einem Monat hört man diesen Vers häufig: Den Kindern gehört das Reich Gottes.

Warum? Ganz einfach: Sie können Gott nichts bringen, nichts vorweisen, nichts leisten, damit er sie annimmt, damit er sie liebhat, damit er sie zu seinen Kindern macht und ihnen die Eintrittskarte ins ewige Leben gibt.

Das ist es, was Luther meint, wenn er sagt: Wir sind aus Gnade gerecht vor Gott, nicht durch das, was wir tun.

Mit diesem Vers, „Lasst die Kinder zu mir kommen“, habe ich auch den Elternabend für den neuen Konfirmandenkurs (siehe Deckblatt) begonnen. Und zwar deshalb, weil das gleichzeitig heißt: Wir können von den Kindern richtig was lernen! Nämlich dass unsere ganze Hektik und unser Leistungsstreben am Ende nichts bringen. Sondern dass es uns vielmehr ausschließt vom echten Leben.

Erstens, weil wir dadurch genau keine Zeit haben für unsere Kinder – oder auch ganz andere schöne Dinge im Leben, die man nicht mit Geld kaufen kann. Leider wird uns das oft erst als Großeltern bewusst: „Hätte ich doch damals…“

Und zweitens, weil uns durch unser Leistungsdenken keine Zeit mehr bleibt, unsere Beziehung zu Gott zu pflegen, Zeit mit unserem himmlischen Vater zu verbringen, über das echte, ewige Leben nachzudenken.

Übrigens: Nicht nur die Kinder, auch die alten Menschen sind an diesem Punkt von Gott besonders gesegnet. Ich sehe oft, wie weh es tut, wenn man immer weniger kann. Wenn man sich auf andere Menschen verlassen muss.

Allerdings heißt genau das auch: zu werden „wie ein Kind“ im Sinne Jesu. Wenn ich merke, dass ich auf andere angewiesen bin, dann merke ich auch: Ich habe bei Gott nichts vorzuweisen. Kann auch ihm gegenüber nichts leisten. Und so werde ich frei, ihm zu vertrauen. Zu erleben: Ja, er schenkt mir seine Nähe, er schenkt mir ewiges Leben mit ihm ganz ohne meine Leistung.

Es grüßt Sie herzlich,

Ihr Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort September-Oktober

Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung. Philipper 1,9

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser,

da wächst eine Liebe und wird immer reicher. Sie kannten sich schon aus ihrer Jugendzeit. Haben jung geheiratet. Im Rückblick sagen sie: Eigentlich sind wir zusammen erst erwachsen geworden. Sie haben anfängliche Krisen überstanden. Die erste gemeinsame Wohnung eingerichtet.

Sie haben auch Macken und Kanten aneinander entdeckt. Sie sind in Streitereien des Alltags hineingerauscht. Und sie haben Wege gefunden, sich bald wieder in den Arm zu nehmen. Mit den Kindern sind sie weiter gewachsen. Haben erkannt, was für sie wichtig ist im Leben. Wurden gemeinsam reicher an Lebenserfahrung. Die Enkel wecken in ihnen tiefe Freude.

Mit ihrem Blick auf das Leben empfinden die beiden viel Dankbarkeit. Und schließlich sind sie zusammen alt geworden. Haben es zunächst gar nicht gemerkt. Aber an der schwindenden Lebenskraft spüren sie es deutlich.

An ihrem Grab kommen ihm die Tränen. Er kämpft sich zurück in den Alltag. Und nur wenige Zeit später folgt er ihr.

Da wächst eine Liebe und wird immer reicher.

Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und Erfahrung“, betet der Apostel Paulus. Er meint die Liebe untereinander. Zwischen Menschen. Aber er meint auch die Liebe zu Gott!

Wie das geht, in Liebe zu Gott reicher werden? Wie in einer guten Beziehung: Miteinander leben, in Kontakt sein, alltägliches Auf und Ab teilen, Krisen durchstehen, Freude aneinander empfinden, aus der Vergebung leben.

Was heißt das konkret für Ihre Beziehung, Ihre Liebe zu Gott? Seien Sie Teil einer Gemeinde, feiern Sie am Sonntag Gottesdienst, seien Sie mit unserem Gott im Gespräch.

Und bei aller Unzulänglichkeit in unserer Beziehungsarbeit mit Gott – eines steht fest: Seine Liebe für uns ist schon reich! Sie steht fest bis in die Ewigkeit hinein.

Dass diese Beziehung auch für Sie spürbar wächst, reicher wird, an Erkenntnis und Erfahrung, das wünsche ich Ihnen.

Ihr Pfarrer Johannes Heicke